Grundlage

Einleitung

Das vorliegende statistische Jahresprogramm des Bundes ist das sechste Jahresprogramm der Statistikproduzenten des Bundes. Es umfasst

  • die prioritären Projekte und Entwicklungen,
  • die vorgesehenen Direkterhebungen, 
  • einen Überblick über die Publikationsplanung 

der Bundesstatistik für das Jahr 2023.

Das statistische Jahresprogramm des Bundes ergänzt das Planungsinstrument des statistischen Mehrjahresprogramms des Bundes, das für die Dauer einer Legislaturperiode Gültigkeit hat und die wichtigsten statistischen Aktivitäten und Ziele der Bundesstatistik umfasst. Das vorliegende statistische Jahresprogramm zeigt auf, mit welchen Projekten, Direkterhebungen und Publikationen die im statistischen Mehrjahresprogramm des Bundes 2020–2023 genannten strategischen und insbesondere thematischen Ziele und Schwerpunkte umgesetzt werden.

Auftrag der Bundesstatistik

Der Auftrag der Bundesstatistik ist in Artikel 65 der Bundesverfassung und im Bundesstatistikgesetz (BstatG) begründet und im Statistischen Mehrjahresprogramm des Bundes 2020–2023 (Kap. 2) weiter ausgeführt. Im Zentrum des Auftrags der Bundesstatistik stehen die Erstellung und Vermittlung von nutzergerechten Informationen zu wichtigen Lebensbereichen unserer Gesellschaft. Diese statistischen Informationen dienen unter anderem der Planung und Steuerung zentraler Politikbereiche, deren Stand und Entwicklung mithilfe der statistischen Informationen beobachtet und beurteilt werden können. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir in Krisensituation schnell reagieren, um der Politik und der Gesellschaft rasch wichtige Informationen bereitstellen zu können.

Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Daten und Informationen im Rahmen der digitalen Transformation verändert sich das Umfeld der Bundesstatistik. Heute stehen viel mehr Daten aus bereits erschlossenen sowie aus neuen Quellen zur Verfügung, die auf ihre Nutzbarkeit für die statistische Produktion geprüft werden müssen.

Diese Veränderungen haben zur Folge, dass die Transparenz über die Entstehungsprozesse von Statistiken und über deren Datengrundlagen immer stärker ins Zentrum gerückt werden müssen. Die Informationen der Bundesstatistik sind das Resultat eines breiten Austauschprozesses, bei dem sich die öffentliche Statistik gemeinsam mit ihren Stakeholdern darauf einigt, wie Phänomene erfasst, analysiert und dargestellt werden.

Der Prozess der Produktion statistischer Informationen beginnt mit diesem Austausch und erstreckt sich von der Konzeption und der Datenbeschaffung bis zur Diffusion und Kommunikation der Ergebnisse. Er liefert den Nutzerinnen und Nutzern eine gezielte Auswahl von dauerhaft zur Verfügung stehenden und – soweit wie möglich – regional, national und international vergleichbaren Basisinformationen über den Zustand und die Entwicklung von Bevölkerung, Wirtschaft, Gesellschaft, Bildung, Forschung, Raum und Umwelt in der Schweiz.

Die Informationen der Bundesstatistik sollen demnach als zentrale Grundlage für den objektiven Dialog über die Schweiz dienen.

Ziele des Jahresprogramms

Mit dem vorliegenden Jahresprogramm werden folgende Ziele angestrebt:

  1. Aufzeigen, wie der Auftrag der Bundesstatistik zur Erstellung und Vermittlung von nutzergerechten Informationen zu wichtigen Lebensbereichen der Gesellschaft umgesetzt wird. 
  2. Umsetzung der Ziele und Schwerpunkte des statistischen Mehrjahresprogramms des Bundes 2020–2023. 
  3. Aufzeigen der strategischen Prioritäten für 2023 der Statistikproduzenten des Bundes als Grundlage für die jährliche Koordination.

Aufbau des Jahresprogramms

Das vorliegende Jahresprogramm gibt einen Überblick über die Aktivitäten der Bundesstatistik. Die aufgeführten Inhalte entsprechen den folgenden Kriterien:

  1. Anhang 1 umfasst die prioritären Projekte und wichtigen Entwicklungen, mit denen im Jahr 2023 die im Mehrjahresprogramm genannten Ziele und Schwerpunkte umgesetzt werden. Die laufende Statistikproduktion ist in dieser Tabelle nicht aufgeführt.
  2. Anhang 2 umfasst die Direkterhebungen, die 2023 von den statistikproduzierenden Bundesämtern durchgeführt werden. Unter «Direkterhebungen» werden Erhebungen verstanden, bei denen die Befragten (natürliche und juristische Personen) Auskünfte, in der Regel über sich selbst, erteilen. In diesem Anhang nicht berücksichtigt wird die Nutzung von Administrativdaten, die bei der öffentlichen Hand bereits vorhanden sind und für die Bevölkerung oder die Unternehmen keinen Aufwand verursachen.
  3. Anhang 3 enthält eine Auswahl der für 2023 geplanten statistischen Publikationen sowie deren Publikationszeitraum.

Strategische Prioritäten 2023

Nachfolgend wird eine Auswahl der von den Statistikproduzenten angekündigten Projekte gegliedert nach strategischer Priorität aufgeführt. Sie zeigen beispielhaft auf, wie die strategischen Prioritäten im Jahr 2023 umgesetzt werden. Die vollständige Liste der für die 2023 geplanten Projekte ist in Anhang 1 zu finden.

Die zentrale Stossrichtung des Mehrjahresprogramms 2020–2023 ist die Mehrfachnutzung vorhandener Daten. Damit sollen Unternehmen, Private und Institutionen administrativ entlastet werden. Die Mehrfachnutzung dient der langfristigen Umsetzung des Once-Only-Prinzips (einmalige Meldung bestimmter Angaben an die Verwaltung durch Unternehmen und Personen).

In diesem Zusammenhang legt das Bundesamt für Statistik (BFS) im Jahr 2023 dem Bundesrat den Bericht zum Stand der Umsetzung der Mehrfachnutzung von Daten sowie zum Aufwand für die betroffenen Verwaltungsstellen vor.

Zudem gibt der Bericht «Zukunftsfähige Daten-Infrastruktur und Daten-Governance in der Bundesverwaltung» in Erfüllung der Mo. FK-N1 Auskunft über den Anteil der via Daten-Hub erreichbaren Daten und Prozesse der Bundesbehörden und ihre Nutzung.

Schliesslich werden Anfang 2023 gemeinsam mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Arbeiten zur Förderung der digitalen Transformation im Gesundheitswesen aufgenommen. Kernstück dieses Programms ist die digitale Transformation des Gesundheitswesens durch den Aufbau eines Datenraums zur Erhebung, Bewirtschaftung, Übermittlung und Nutzung der Daten durch alle beteiligten Akteure.

Die drei erwähnten Berichte und Projekte betreffen die öffentliche Statistik, haben aber weitreichendere Konsequenzen.

Im Zentrum des zweiten strategischen Ziels des Mehrjahresprogramms 2020–2023 steht die nachhaltige Abstimmung des statistischen Informations- und Leistungsangebots auf die Nutzerbedürfnisse. Dieses Ziel dient als Leitlinie für die Weiterentwicklung der statistischen Produkte und Leistungen sowie als Referenzrahmen für die Meinungsbildung der Öffentlichkeit.

Es wird mit mehreren Projekten umgesetzt.

Im Themenfeld Gesundheit wird das statistische Informationsangebot beispielsweise durch die Veröffentlichung von Kennzahlen zu den Spitex-Diensten (Kennzahlen nominell pro Einrichtung) ergänzt, um den gesetzlichen Auftrag zur Veröffentlichung von Ergebnissen zu erfüllen. Zudem wird das BAG mithilfe der verfügbaren Daten nach Spital differenzierte Ergebnisse zur ambulanten Spitalversorgung publizieren. Ebenfalls zu erwähnen sind die ersten vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) veröffentlichten Ergebnisse zum Salzkonsum der Erwachsenen.

Im Themenfeld Soziales publiziert das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) infolge der Einführung des Vaterschaftsurlaubs 2023 Indikatoren zu dieser neuen Sozialleistung. Ferner werden 2023 zusätzliche Analysen zur Entwicklung der Ergänzungsleistungen in den letzten zehn Jahren nach Altersgruppe und Staatsangehörigkeit bereitgestellt.

Im Themenfeld Information, Grundlagen und Infrastrukturen wird 2023 das weitere Vorgehen für offene Verwaltungsdaten2 in der Schweiz nach der bestehenden Strategie erarbeitet. Im Hinblick auf die Inkraftsetzung des Bundesgesetzes über den Einsatz elektronischer Mittel zur Erfüllung von Behördenaufgaben (EMBAG) wird unter anderem die Integration des «open by default»-Prinzips für alle Datenveröffentlichungen der Bundesämter berücksichtigt.

Das dritte strategische Ziel des Mehrjahresprogramms 2020– 2023 besteht in der optimierten Nutzung der bestehenden Grundlagen, Ressourcen und Methoden für die Statistikproduktion. Es bezweckt den Aufbau der zur Bereitstellung der statistischen Informationen und Dienstleistungen notwendigen Kompetenzen innerhalb der Bundesstatistik.

Hierzu wurde das BFS beauftragt, in Zusammenarbeit mit den anderen Departementen und den Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH) bis Ende 2023 zuhanden des Bundesrates einen Bericht über konkrete datenwissenschaftliche, gemeinwohlorientierte Anwendungen sowie über das weitere Vorgehen zu erstellen.

Ausserdem wird die neue Informatiklösung der Eidgenössischen Finanzverwaltung zur Prozess-Optimierung der Finanzstatistik (PROOFS) 2023 einsatzbereit sein. Daneben entwickelt die Eidgenössische Finanzverwaltung ihre Modelle zur Bewertung und Prognose der öffentlichen Finanzen kontinuierlich und agil weiter.

Die vierte strategische Zielsetzung dient der Umsetzung der durch die drei ersten Ziele erforderlichen Änderungen, d. h., sie besteht in der Definition der Rahmenbedingungen (z. B. Rechtsgrundlagen) und der Ausweitung der Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern.

Die Umsetzung dieses Ziels wird mit zahlreichen Projekten vorangetrieben. Eines davon ist das Projekt Rosling. Es soll den Austausch fördern, um so das Datenökosystem zu stärken und die für ein faktenbasiertes Weltbild nötigen Informationen bereitzustellen.

2023 wird die Implementierung des Verhaltenskodexes für europäische Statistiken (Code of Practice, CoP) im Rahmen von Peer Reviews durch andere europäische Länder beurteilt.

Damit haben die betroffenen Ämter die Möglichkeit, ihre statistische Praxis zu überprüfen. Weiter wird im Rahmen der Revision der Charta der öffentlichen Statistik geprüft, ob bei den Grundprinzipien Anpassungsbedarf besteht.

Schliesslich wird die neue Verordnung über die Harmonisierung der Verwaltungsdaten des Bundes sowie die Datenbearbeitung zu statistischen Zwecken in die Vernehmlassung geschickt.

Evaluation

Das BFS führt in Zusammenarbeit mit den übrigen Beteiligten der Bundesstatistik jährlich eine Evaluation der Umsetzung des statistischen Mehrjahresprogramms des Bundes (MJP) für die Jahre 2020–2023 durch. Die letzte Evaluation zeigt, dass die Arbeiten im Berichtsjahr 2021 grossmehrheitlich plangemäss umgesetzt werden konnten.

Anpassungsbedarf an den strategischen Leitlinien wurde nicht erkannt. Vielmehr haben sich deren Relevanz vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie, der Energiekrise und der fortschreitenden Digitalisierung erneut bestätigt. Hingegen ist – trotz bisheriger, substanzieller Fortschritte – vor allem aufgrund der zunehmenden Knappheit der finanziellen Ressourcen die Erreichung der Ziele des MJP bis zum Ende der Strategieperiode nicht mehr in allen Fällen gewährleistet.

Der nächste Evaluationsbericht 2022 ist im Juni 2023 geplant.


1) Motion der Finanzkommission NR «Zukunftsfähige Daten-Infrastruktur und Daten-Governance in der Bundesverwaltung»

2) Open Government Data

Weiterführende Informationen